Ein bisschen konkreter, ein bisschen anders

Seit ich entdeckt habe, dass ich freien Zugang zu allen Unibibliotheken der LUH habe, lese ich mich durch die Literatur der Historiker. Seit dem letzten Sommer sind vor allem Bulgarien und Serbien auf dem Zettel. Vor allem die Befreiungskriege sind super spannend. Aber auch eine Reisebeschreibung eines preußischen Leutnants von seine Reise durch Serbien aus dem Jahr 1832 war dabei, und die Verwicklungen um den ersten bulgarischen König Alexander von Battenberg.

Seit Weihnachten sind ein Bulgarien Reiseführer und ein Serbien Reiseführer unsere ständigen Begleiter. Eine Eisenbahnkarte von Südosteuropa gehört auch dazu, zum Markern; und natürlich ‚zig Reisedokus! Dazu habe ich digital auf meiner Google Maps Karte ich alle Punkte gesammelt, die wir besuchen wollen. Spoiler: Wir werden sie nicht alle sehen, und dafür einiges, das wir nicht geplant hatten.

Erst hatten wir die Idee, wir machen es den Osmanen nach und ziehen von Istanbul nach Wien wie weiland 1683. Dann stellte sich heraus, Istanbul und Edirne sollten doch besser nicht auf der Reiseroute sein. Die willkürliche Verhaftung des Oppositionsführers Imamoglu, die Demonstrationen verhießen Unruhe. Von Hannover buchten wir deshalb lieber einen Flug nach Thessaloniki. Kurz danach erfuhren wir von den Erdbeben in Istanbul – alles richtig gemacht.

Wir wollen Spuren suchen. Die der Thraker, die der Römer, die der Kreuzritter, die der Osmanen, die der Habsburger, die der Russen (z.B. Alexander Nevski). Später im 20. Jahrhundert kamen die Sowjets ins Spiel, die Deutschen waren fast überall zu fürchten, und nach dem zweiten Weltkrieg kamen die Sowjets oder auch Tito. Nicht allesDie Spuren der Deutschen suchen wir nicht – diese Kapitel erschienen uns gar zu dunkel und schlimm, und vor allem: zu bekannt, zu nah.

Und natürlich wollen wir sie kennenlernen: Türken, Griechen, Bulgaren, Serben, Montenegriner, Bosnier, Kroaten, Slowenen und viele mehr. Denn sie sind alle – irgendwie überall. Als Deutsche kann ich mir dieses Neben- und Durcheinander noch nicht einmal vorstellen. Wir können gerade mal Bayern und Preussen auseinanderhalten, ernst nehmen wir auch das nicht.

Es geht in Südosteuropa nicht nur um Vornamen: Die alles entscheidende Religion, Bildung, Bräuche und Gewohnheiten, daraus erwachsend das Gewohnheitsrecht, oft auch die Sprache und die Kleidung der verschiedenen Ethnien waren hunderte von Jahren erkennbar anders. Gleichzeitig lebte und lebt man direkt nebeneinander in Straße oder Dorf.

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